Echo Licht Ausgabe 18: Bruder Sonne

Wohin flüchtet man als alter Nostalgiker in diesen Tagen? Naheliegend... In die Vergangenheit.

Lutz Bleidorn guckt sich in der 18. Ausgabe von „Echo Licht“ alte Kunstwerke an, erinnert sich, wie er einst eine große rote Morgensonne in ein Bild malte und darauf sein Fenster mit einem Stein beworfen wurde.

Weiter führt ihn der heutige Ausflug in die unbeschwerten Sommer der 80er Jahre zurück.

„Neulich sah ich eine Auflistung von irgendwelchen Hits der späten 80er, da tauchte ein Song auf von einer Band namens „Beagle Music Limited“, der hieß „Daydream“. Brauch ich hier jetzt nicht spielen. Aber anlässlich dieser Erinnerung lief doch plötzlich ein Film vor meinen inneren Augen ab:
Das Knattern eins Drachens im Wind, ein Sonnensegel, Hitzeflimmern, ein abendliches Lagerfeuer mit fliegenden Funken, friedlich ihre Bahn ziehende Flugzeuge am Himmel und gleichzeitig ein Erschaudern in Ehrfurcht vor der Macht dieses Himmelskörpers.
Wir dachten auch, es würde alle Jahre in einem großartigen Kreislauf so weitergehen. Unbefangenheit der Kindheit und ebenso eine unschuldige Zeit. Und jetzt diese ganzen Co2-Ausstöße und jedes Jahr wird es gefühlt heißer...

[…] Ich male die Sonne natürlich auch sehr gerne in meine Bilder, beispielsweise als Kompositionselemen in „Der Sonntagsspaziergang“ von 2019. Milchig über dem Horizont erscheint sie in „Dezemberstadt“ oder in dem Bild namens Fockbek. Meine größte Sonne habe ich in der Arbeit „Eine Stadt am Morgen“ von 2012 eingebaut. Eine dicker fetter roter Farbfleck im Bildzentrum verbunden mit einem Lichtbogen, der die gesamte obere Hälfte des Bildes einnimmt.
Ich weiß noch, wie lange ich an dem Bild gearbeitet habe. Und es wollte einfach nicht fertig werden.
Dann an einem Nachmittag malte ich schlagartig dieses mächtige Rot der Sonne ins Bild rein, ohne zu wissen, was ich tat.In dem Augenblick, wo das Rot gemalt war, flog ein Steinchen von Außen an mein Fenster. Eine Nachbarin wollte mich besuchen, wir hatten keine Klingel.
Eigentlich schaätze ich solche Unterbrechungen ja gar nicht. Aber in diesem Fall hat sie das Bild gerettet. Ich hätte sonst weitergemalt. Als sie dann reinkam, war sie ganz begeistert und so ließ ich es erstmal stehen. Eins meiner besten Bilder, würde ich sagen.“

 

Musik

The Innocence Mission - All the Weather

Morgan Delt - Some sunsick day

Caribou - Sun

The House of Love - Shine on

Belle and Sebastian - Another Sunny Day
Dead Can Dance - Black Sun
Still Corners - White Sands

Aztec Camera - Oblivious
The Apartments - Pocketful of Sunshine

 

Bilder

Philipp Otto Runge – Der kleine Morgen

 

Texte

Franz von Assisi – Der Sonnengesang
Adalbert Stifter – Bergkristall (aus der Sammlung „Bunte Steine“

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