Echo Licht Ausgabe 14: Durch dunkle Gassen

 

Diesmal geht es in „Echo Licht“ durch schlammgrünes Wasser, labyrinthische Städte, gläserne Wälder über Anhöhen und Berge bis kurz vors Meer, immer auf der Suche nach dem Licht am Ende des Tunnels.

Es werden weiter Betrachtungen über den Geist der Romantik sowie über Dropouts bei VHS-C-Kassetten in den Neunzigern angestellt.

Der richtige Soundtrack also für das Totensonntag-Wochenende in Erwartung einer feierlich strahlenden Adventszeit.

„Ist die Kunst letztlich auch nur ein Spiel der Sinne? 

Vielleicht ist sie auch eine Treppenstufe hin auf dem Weg zum vollkommenen Sein.
Kunst kann auf jeden Fall eine höhere Wahrheit schaffen. Wenn all die Schönheit, die durch sie geschaffen wird, möglich, also erfahrbar ist, kann sie den Menschen doch in einen realen, erhabenen Zustand versetzten, der Gottes Gegenwart vielleicht erahnen lässt. Wonach tasten wir? Nach schönen Klängen, Tönen, nach der Welt der übergeordneten Schönheit.

Ihre Wahrheit wird durch die Kunst bewiesen.



[…] Als ich ein Kind war, erzählten mir meine Eltern immer, dass Gott über den Wolken wohnen würde.

Eines Tages - wir hatten einen Ausflug nach Garmisch-Partenkirchen unternommen - entschlossen wir uns dort, mit der Seilbahn auf den Wank zu fahren. Vom Tal aus betrachtet war der Himmel verhangen. Die Kabine fuhr direkt in die Wolkenschicht hinein, es wurde komplett milchig vor den Fenstern. Dieser Zustand dauerte eine ganze Weile an.

Ich wurde unruhig, blickte an mir herab, hatte nur meine Wandersachen an und fühlte mich deswegen nicht richtig wohl in meiner Haut. Ich sagte aber nichts und meine Eltern nahmen keine Notiz von dem, was in mir vorging. Irgendwann lichtete es sich und wir erreichten wenig später die Bergstation. Als wir sie verließen, bot sich uns ein wunderbares Bild. Der Gipfel befand sich komplett über einem geschlossenen Wolkenmeer.

Ich konnte es nicht erwarten und schließlich standen wir ganz oben beim Gipfelkreuz.
Dort hatte man eine fabelhaften Sicht in alle Himmelsrichtungen. Wir standen im strahlenden Sonnenlicht. Unter uns, soweit das Auge blicken konnte, nur Wolken.

Ich drehte mich mehrmals um die eigene Achse. Blieb noch einen Moment stehen und sank dann enttäuscht in mich zusammen. „Was hast Du denn?“ - „Nichts“....
Und bis zum Abend behielt ich den Grund meiner Niedergeschlagenheit für mich.
Gott war nicht da gewesen. Ich hatte hohe Erwartungen gehabt. Ein alter Mann auf einem goldenen strahlenden Thron, der da irgendwo auf den Wolken steht. Eingefasst mit allerlei funkelnden Steinen und feierlichen Lichtern, in warmem Tönen aufleuchtend. Aber ich hatte genau geguckt. Er war nirgends auszumachen. Vielleicht lag es daran, dass ich nicht meine Festtagskleidung trug. Ob ich also meine Chance vertan hatte, Gott zu sehen?“

 

Musik

Grant McLennan – Dark Side of the Town
Marissa Nadler – For my Crimes
Vic Chesnutt – Flirted with you all of my Life
Michael Kiwanuka - Light
Joanna Newsom – On a good day
Sophia – Alive
The Innocence Mission – God is Love
Sulfjan Stevens – Video Game
Gravenhurst – Saints

 

Bilder

Ernst Ferdinand Oehme – Waldinneres
Giovanni Battista Piranesi – Carceri

 

Texte

Alexander Gottlieb Baumgarten – Metaphysica
Johannes vom Kreuz – Die dunkle Nacht

 

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