Echo Licht Ausgabe 8: Damals war´s besser...?

In der achten Ausgabe von Echo Licht macht sich Lutz Bleidorn Gedanken über sein Handy.

Lutz Bleidorn hat ein neues Telefon, dass ganz gierig nach seinen Daten ist. Und überhaupt: Was ist das für eine merkwürdige Zeit gerade so zwischen den Stühlen? Wohin geht die Reise?
In dieser Ausgabe gibt es einiges zu meckern, aber es geht auch um das Thema „Malerei und Zeit“ und ganz viel um spannende Musik...
War es damals besser oder darf man vorsichtig optimistisch sein?

„Jetzt liegt es vor mir. Mein erstes Smartphone, bislang war ich ein Verweigerer. Ob es wohl mein Freund wird?
Was kommt da für eine neue Zeit? Sind wir gerade in einer Nicht-Zeit zwischen Alt und Neu? Und Ihr wisst ja... Bei Echo Licht gent´s um Malerei. Da gehen mir gerade tausend Gedanken durch den Kopf hat sich alles noch nicht gesetzt. Die alten Meister haben religiöse Sinnbilder gemalt. Dadurch hatte die Malerei ihre Berechtigung. Eine Botschaft in verdichteter Form als Bild zu transportieren. Und die Impressionisten haben die Natur und das Licht gemalt, die Expressionisten den Ausdruck der menschlichen Seele. Und jetzt? Diese ganze Elekronik, die Bilderflut. Die Natur ist nur noch fragmentiert vorzufinden. Wenn wir die ganzen Agrarwüsten und Plantagenwälder nicht mitzählen. Klar, irgendwie ist alles Natur. Und aktuelle Malerei transportiert oft diese bunte, toxische Leere.
Aber es würde mir keine Freude machen, das zu malen. Also der Blick zurück? Oder den Versuch wagen, neu Anknüpfungspunkte an die Natur zu finden? Ich meine, der Mond sieht auch bei einer nächtlichen Fahrt auf der Autobahn romantisch aus. Also einfach das feiern, was noch da ist?
Ein Bild ist ja statisch. Kompensierte, verdichtete Zeit. Das ist das Besondere. Wenn Malerei es schafft, etwas Flüchtiges, beispielsweise eine Lichtsituation dauerhaft festzuhalten, ist ihr schon etwas Großes gelungen. Da haben wir die Magie des Daseins, des Augenblicks auf ewig, oder zumindest für lange Zeit, eingefangen und konserviert.... Deswegen kann das Betrachten von Malerei unglaublich glücklich machen. Wenn es diesen Zauber des Daseins anrührt. Diese wunderbare Unendlichkeit, in der wir jeden Augenblick stehen und in der wir, ohne es zu wissen, mit allem verbunden sind.
Die „Wirklichkeit“ ist offenbar viel öder. Wie werden einfach Opfer von Mechanismen. Diese zu romantisieren fällt doch schon ganz schön schwer. Und wenn man so will, steckt das diabolische Prinzip in der Entfremdung des Menschen von der Schöpfung, der Natur und letztlich von sich selbst.. Kreativität kann man eben nicht auf wissenschaftlicher Grundlage schaffen, sie stammt aus einem reichen Herzen. Meine ich zumindest.“

 

Musik

Eleanor Friedberger – Never is a long time
The Fiery Furnaces – Tropical-Iceland
The Band of Holy Joy – Real Beauty Passed Through
Big Thief – Century
The Innocence Mission – On your Side
Sparklehorse – Gold Day
Dark Night of the Soul – Daddy´s gone
Camera Obscura – Country Mile

Bilder

Claude Monet – Serie Heuschober

Texte

Marcel Proust – Die Suche nach der verlorenen Zeit

 

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