Echo Licht Ausgabe 5: Die große Verwirrung

In Ausgabe fünf von „Echo Licht“ kämpft Lutz Bleidorn gegen unstete Laune und gegen eine Heuschnupfennase an. Trotzdem erzählt er ein paar nette Geschichten übers Malen und ruft zur Rettung der Welt auf.

Dabei möge der Hörer diese Aufzeichnungen bitte im Sinne eines musikalischen Arbeitstagebuches verstehen.

Diese Woche war einfach nicht so.... irgendwie verwirrend.

„Wahrheit kann in der Musik oft viel direkter wirken als in der Malerei. Wenn Malerei anrührt, so ist es auf einer ganz anders chiffrierten Ebene. Und Malerei hat natürlich immer etwas mit Effekt zu tun. Man schichtet und baut, teils über Monate und Jahre hinweg, bis schließlich die Wirkung eintritt. Trotzdem kann und sollte Malerei ehrlich sein. Und da kommen wieder zum Thema der Selbstbefragung.
Was bin ich denn? Naja, einer, den sein Lebensweg mit allen Widersprüchen irgendwie zur Malerei geführt hat. Und ich glaube schon, dass es eine Bestimmung war. Wenn ich im Nachhinein diese Schritte, sie mögen schon 25 Jahre in der Vergangenheit liegen, betrachte, dann waren sie alle unabdingbar.
Ein Künstler ist ja auch immer ein Seismograph. Wobei – ich spreche hier immer von mir als Künstler – diesen Begriff benutze ich sonst überhaupt nicht gern. Ist irgendwie so ein Etikett. Wenn jemand von sich sagt, er wäre Künstler, bin ich immer ziemlich skeptisch. Das hat oft etwas von einer Selbstinszenierung und Überhöhung.. Wenn derjenige dann noch einen Strohhut auf hat und eine Rotweinflasche in der Hand, dann fällt bei mir ganz die Klappe.
Hatte ich vorhin gesagt, dass ich die Provokation in der Kunst uninteressant fände, oder nicht mehr zeitgemäß? Aber zu Dekorateuren und Bildchenmalern dürfen wir uns auch nicht degradieren. Ich plädiere dafür, dass ein Kunstwerk so etwas wie den Funken der Liebe transportieren sollte. Aber kann es nicht z.B. auch Wut sein? Wäre das nicht auch gerechtfertigt? Und hat Wut nicht auch mit Liebe zu tun? Wut über Ungerechtigkeiten, über den Schmerz, den sich die Menschen zufügen? Letztlich über das Fehlen von Liebe? Eine kluge Frau hat mir mal vor Augen geführt, dass das Gegenteil von Liebe nicht etwa Hass wäre, sondern vielmehr Angst. Und weiter, dass Angst im Wesentlichen aus nicht gelebter Liebe resultiere.

Nunja, warum erzähle ich das alles hier? Gerade Euch, die Ihr das ja sowieso schon wisst?
Vielleicht hoffe ich, doch noch den kleinen Tropfen dazu beitragen zu können, dass das Fass endlich mal überläuft. Wobei... das hört sich zu sehr nach Revolution an. Eigentlich wünsche ich mir, dass man sich zusammentut und ganz langsam das öffentliche Kunstbewusstsein aus einem wahrhaften Schaffen heraus bereichert, die Wahrnehmung der Menschen wieder öffnet. Kunst muss den Geist anstossen und darf nicht nur einlullen, wie der aufgepustete Zuckerkuchen der Fließbandbäckereien es macht.“

 

Musik

Echo & the Bunnymen – What are you going to do with your life
The Go Betweens – Spring Rain
Kimya Dawson – Anthrax
The Throwing Muses – Pandora´s Box
New Order – Confusion
The Black Watch – Get me out of Echo Park
Lanterns on the Lake – Stuck for an Outline
The The – Swine Fever
Latin Quarter – The Pantomime of Wealth

Bilder

Salvador Dalí – Die brennende Giraffe
Marten Kirbach – Malerei

 

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