Echo Licht Ausgabe 3: Über das Feiern

In der Bemühung, eine gänzlich fröhliche Sendung zusammenzustellen, begibt sich Lutz Bleidorn diesmal in das Universum seines früheren

In der Bemühung, eine gänzlich fröhliche Sendung zusammenzustellen, begibt sich Lutz Bleidorn diesmal in das Universum seines früheren Partykellers zurück. Es geht dann aber doch um Totentänze, unglückliche Sandkastenlieben und die verzweifelte Suche nach dem Licht.
Vielleicht gibt’s trotzdem auch ein paar heitere Momente.

„Heute darf es mal ein wenig feierlich werden. Ich bin ja nunmal ein Kind der 80er und 90er Jahre. Und was gab´s da in Rendsburg? Im Fernsehen Peters Popshow, Formel Eins, Musikbox, Super Channel und schließlich MTV Europe. Dann waren da einige Discotheken und Schallplattenläden.
Mein Refugium war der eigene Partykeller. Heute möchte ich mich und Euch ein Wenig in diese alten Zeiten und dorthin zurückversetzen.
Tatsächlich trafen hier zweimal jährlich der gesamte Jahrgang und noch etliche weitere Personen zum Feiern, Tanzen, Saufen, Abschleppen und Eskalieren zusammen. Das war immer an meinem Geburtstag und zu Silvester. Eigentlich war der Partykeller viel mehr ein Hobbyraum, der hinten an unser Haus angebaut war.
Die Feier im Sinne einer Party ist ja nochmal etwas ganz Anderes als die große Feierlichkeit.
Als ich heute morgen aufwachte, war mir beispielsweise sehr unfeierlich zumute. Hab dann alles Mögliche versucht, um diese Gefühlslage zu verändern: eine Kerze angezündet, schöne Musik eingeschaltet und den Kaffee mit etwas Kardamon und Zimt verfeinert. Wann ist etwas feierlich?

Vielleicht dann, wenn es dem Normalen, Alltäglichen enthoben ist. Braucht man also das Normale, um die Stimmung der Feierlichkeit überhaupt empfinden zu können? Wahrscheinlich schon. Natürlich kann und sollte man mit der Einstellung „Jeder Tag ist ein Feiertag“ ans Leben herantreten. Aber wären dann die eigentlichen Feiertage noch etwas Besonderes? Womöglich bedarf es einer noch genaueren Unterscheidung zwischen dem Feierlichen im Alltag und dem explizit Feierlichen am Feiertag. Es hat ja mal wieder alles mit unserem Blick auf das eigene Dasein zu tun. Man kann doch in vielen Erscheinungen etwas Besonderes, Erhabenes sehen.

Ich schaue gerade mal um mich herum: Das draußen scheint die Sonne so schön durch die Bäume, hier die ruhige Flamme der Kerze, das Bild an der Wand oder die Vase auf der Fensterbank. Und vielleicht hilft es einem weiter, in sich zu gehen, zu meditieren und auf diesem Weg die Verbindung zum Höheren herzustellen. Da muss ich an einen Mönch in einer kahlen Zelle denken. Das ist natürlich genau das Gegenteil zur vorhin behandelten Feier, der Party. Ruhe gegenüber Lautstärke. Innere Einkehr gegenüber dem Zusammentreffen mit vielen Menschen. Und ist der Wunsch dahinter nicht doch sehr ähnlich? Nämlich der Wunsch, sich dem Dumpfen, dem Alltäglichen und der eigenen Vergänglichkeit zu entheben. In dem einen Fall geht man nach Außen, nach Vorne und in dem anderen Fall ganz tief ins eigene Innere, um daraus eine Verbindung zu finden. Sind wir nicht gerade deshalb so laut, um uns und Anderen zu zeigen: „Sieh her, wir sind noch am Leben.“ Vielleicht ist es ja auch hier die Verbindung beider Polaritäten, die das Leben wirklich reich macht.“

 

Musik

The Chills – Heavenly Pop Hit
The Lightning Seeds – Pure
Bat for Lashes – Daniel
Basia Bullat – In the Night
Andy Shauf – Alexander All Alone
Elbow – Powder Blue
Pink Shabab – Last of the Boys
The Catenary Wires – 16 Again
Prefab Sprout – Enchanted
The Innocence Mission – I would be there

Bilder

Paul Pretzer – Trio
James Ensor
Henri Rousseau – Carnival Evening
Albert Ebert
Eric Keller – Lüttewitz

 

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